Ich bin Pipa. Am letzten Wochenende wurde ich nach Sirnach an eine Ausstellung gebracht, wo mich ein sogenannter Experte begrapschte und schief anschaute. Schon auf den ersten Blick wusste ich: «Wir zwei mögen uns nicht.» Ich liess das Prozedere widerwillig über mich ergehen, musste ich ja wohl und dann brachte mich jene Person, die mich schon unsanft aus meinem Käfig zurrte, wieder dorthin zurück. Das Gezeter des Experten hallte noch einige Zeit in meinen Ohren, die seiner Ansicht nach zu lang waren. Auch gefiel ihm meine Brust und der Rücken nicht, zu fein und zu flach seien sie, meinte er. Er packte auch meine Haare und zerrte bis er schreiben konnte, das Fell an der Brust sei nichts wert. Über seine Noten für die Farbe und die Kopfzeichnung kann ich mich nicht beschweren, aber seine Meinung über meine Rumpfzeichnung, die zu fein sei und mit einer 13 bewertet wurde, bewies mir endgültig, wie für ihn eine Englischschecke aussehen soll: Muskelprotze will der, markant, mit Fleisch am Knochen. Aber wir sind doch keine Kampfmunis, wir sind eine sportlich-elegante Rasse und da wird ein junges Fräulein seine Zartheit doch noch zeigen dürfen, ohne so bodenlos abgestuft zu werden. Ein Gentleman war da wohl nicht am Werk.
Benno Büchel