Im Hinblick auf das diesjährige Schäggelertreften vom 18.8.2019, im Emmental, das von der Gruppe West durchgeführt wird, haben wir uns beim Hauptorganisator etwas näher umgesehen.
Anfänge
Christian ist schon als Bub von seinem Vater in die Kleintierzucht eingeführt worden. Erst züchtete er Zwergkaninchen, dann Schweizer Feh. Mitte der 80er-Jahre gefielen ihm die Englischschecken und so ging er an eine Klubschau, in der Hoffnung Tiere zu erhalten, aber keiner wollte ihm etwas geben, weil er nicht im Klub war. Am Sonntag, kurz vor dem Auskäfigen, sprach er eine Gruppe gestandener Züchter an, unter anderem den Präsidenten Hermann Scherrer und Ernst Zürcher. Er beschwerte sich lautstark, dass er seit drei Tagen versucht habe, Tiere zu erhalten, aber keiner wolle ihm welche geben, weil er nicht im Klub sei. «Ihr alten Knattere, was seid Ihr für ein Klub, der einem jungen Neuzüchter keine Tiere gibt, dann will ich auch nichts mit Euch zu tun haben», und ging, typisch Christian Braun: klare Ansage und dabei bleibt’s.
Am selben Abend rief ihn Ernst Zürcher an und entschuldigte sich: «Wir haben eingesehen, dass wir einen Fehler machten. Du kannst zu mir kommen und einen Stamm auswählen». Gesagt, getan, nun hatte Christian die Herausforderung mit seinen Wunschchüngeln – und einen guten Freund mehr. Seither züchtet er Englischschecken, zuerst madagaskar und dann bis heute schwarz und blau. Nebenbei hält er auch noch Schweizerschecken.
Züchter und Tüftler
Erfreulicherweise gibt Christian immer wieder Zuchttiere an interessierte Züchter ab, was ihm hoch angerechnet wird. Er hält grundsätzlich je eine Zuchtlinie pro Farbenschlag aufrecht, geht sonst aber gerne auch neue Wege, vor allem hat es ihm die Farbe havanna angetan, er hat bereits ansprechende Tiere dieses im Europastandard anerkannten Farbenschlages bei beiden Rassen herausgezüchtet.
Zum Glück ist die ganze Familie «Kleintier-infisziert», denn ohne die Hilfe von seiner Frau Ursula und seinen beiden Söhnen könnte er den ganzen Betrieb nicht bewältigen, vor allem, weil er umgezogen ist und nun in einem 230-jährigen, schmucken Emmentalerhaus mit grossem Umschwung und Renovierungsbedarf wohnt. Gemeinsam hat die Familie ein richtiges Bijoux daraus gemacht.
Erfolgreicher Kleintierzüchter
Es befinden sich nicht nur Kaninchen in seiner Anlage, sondern auch noch Ziervögel, Zwergschweine und bald auch Geflügel; das neue Haus und der Auslauf mit einem kleinen Bach bestehen bereits. Insbesondere bei den Ziervögeln kann Christian mit beeindruckenden Zuchterfolgen aufwarten: Mit seinen australischen Sittichen war er drei Mal Weltmeister und ebenso viele Male Vize-Weltmeister und rund zehn Mal Schweizermeister.
Erfolgreich war er auch mit seinen Englischschecken, so stellte er unter anderem mehrere Rassen- und Farbenschlagsieger bei Klubschauen und Farbenschlagsieger bei Schweizerischen Rammlerschauen.
Kameradschaft als Schlüssel zum Erfolg
Christian ist realistisch, was die Entwicklung der Rassekaninchenzucht angeht. Hindernisse, die ihn stören sind etwa die Auflagen, wie das Impfen oder der Extremtierschutz. Aber auch die moderne Mobilität und das Freizeitangebot konkurrieren mit der Kleintierzucht. Christian hat mit seinem Kollegen Dänu im Herbst immer gerne spontan Züchter in der ganzen Schweiz besucht. Weil dies teilweise negativ ausgelegt wurde, sind diese «Stallschauen» nicht mehr durchgeführt worden, eigentlich schade.
Chancen sieht er in der Kameradschaft, wie er sie zum Beispiel in der Gruppe West erfährt. Es konnte dadurch auch der Mitgliederbestand gehalten werden. Mit viel Einsatz organisiert er das diesjährige Schäggelertreffen, das von seiner Gruppe West mit Besuchen bei Alice und Peter Fankhauser, Robert Brügger sowie bei ihm, Christian, durchgeführt wird. Wir freuen uns darauf.
Vereinsfunktionär
Was viele im Klub nicht wissen: Christian ist nicht nur ein erfolgreicher Züchter, er ist auch ein engagierter Vereins-Funktionär. Seit 2007 amtiert er als Vizepräsident der Gruppe West; daneben ist er seit 36 Jahren im Vorstand des «VKO Falke» (Verein für Kleintierzucht und Ornithologie), wovon 15 Jahre als Vogelzucht Obmann, 4 Jahre als Vizepräsident und seit 1998 als Präsident. 2018 wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. Die 2005 durchgeführte Fusion der Vereine Fraubrunnen, Alchenflüh, Lyssach, Kirchberg und Ersigen zum «VKO FALKE» erfolgte unter seiner Führung. Den letzten Zweifler, der darauf hinwies, es müsse ein «Höherer» kommen und die Fusion erklären, überzeugte er, indem er auf einen Stuhl stand und die Frage an die Versammlung stellte: «Bin i jätz hööch gnuag?»
Danke, Christian, für Dein grosses Engagement für die Kleintierzucht allgemein und speziell auch für unseren Klub. Deine offene, positive Art wird sehr geschätzt.
Benno Büchel